Königinnenzucht

Schwarm
Schwarm

Entwicklung der Vermehrung 

Die Vermehrung geschah früher ausschliesslich durch die Verwendung eingefangener Schwärme. Später bildete man Ableger durch Teilung von Bienenvölkern vor dem Schwärmen. 

Erst in neuerer Zeit wird die Vermehrung von Königinnen aus besonders leistungsfähigen, sanften und schwarmträgen Völkern vorgenommen. Seitdem mit Hilfe von Belegstellen und durch Anwendung der künstlichen Besamung die Verpaarung der Königinnen kontrollierbar ist, werden auch Drohnen von ausgelesenen Völkern planmässig eingesetzt. 

Larven
Larven

Zuchtvolk und Zuchtstoff 

Für die Weiselaufzucht verwendet man Zuchtstoff (jüngste Larven) aus einem leistungsgeprüften, durch Körung als nachzuchtwürdig anerkannten Bienenvolk. Das Zuchtvolk liefert Zuchtstoff meist für mehrere Imker und für mehrere Aufzuchtserien. 

Umlarven in Anbrüter
Umlarven in Anbrüter

Anbrüter 

Nun wird der Zuchtstoff umgelarvt. Dazu werden jüngste weibliche Larven im Alter von wenigen Stunden bis zu einem Tag mit Hilfe eines Umlarvlöffels aus ihren Zellen gehoben und in die Weiselbecher gelegt. Die Weiselbecher werden in den Anbrüter gehängt. Im Anbrüter wird sofort die Fütterung der Larven mit Weiselfuttersaft (Gelée Royal) vorgenommen. Im Anbrüter befinden sich 1 Futterwabe, 1 Pollenwabe und 1 Wasserwabe und ca. 1.5 – 2.0 kg Jungbienen eines Pflegevolkes. Der Zuchtrahmen wird erst ab ca. 2 h Weisellosigkeit in das Anbrütevölkchen gehängt. Nach ca. 24 h Haft ohne Ausflug werden die angepflegten Weiselzellen auf den Zuchtrahmen gesteckt und dem Pflegevolk übergeben. 

Zuchtrahmen
Zuchtrahmen

Pflegevolk 

Die Aufzucht der jungen Larven zu Königinnen wird in Pflegevölkern vorgenommen. Ein Pflegevolk ist stark und brutfreudig, hat demnach einen gut entwickelten Pflegetrieb. Das Pflegevolk wird bei mir nicht entweisselt, es weiselrichtig gepflegt, das heisst die Königin bleibt im Stock. Der Zuchtrahmen wird mittels Absperrgitter abgesperrt, dass die Königin nicht eindringen kann. Auch die Drohnen können sich so im ganzen Stock bewegen. Auf diese Art werden keine wilden Weiselzellen gebildet.

Verschulen 

Am 10. Tag nach dem Umlarven werden die Weiselzellen verschult. Dazu bringe ich sie in die Apidea-Kästchen, indem man den Zuchtzapfen mit der daran hängenden Weiselzelle in die Öffnung des Apidea-Kästchen setzt. Die Vorbereitung der Apidea-Kästchen ist wichtig, dass die Zucht gelingt.

Ins Kästchen kommt eine Futtertasche gefüllt mit Futter (Futterteig aus Hefe, Puderzucker usw.), 3 Minibrutwäblein mit einem Wachsstreifen versehen, welcher dann von den Pflegebienen zu Brutwäblein ausgebaut werden. Zusätzlich ca. 100 Gramm Pflegebienen ins Apidea-Kästlein eingefüllt, welche von einem zuvor gebildeten drohnenfreien Kunstschwarm entnommen werden.

schlüpfende Königin
schlüpfende Königin

Am 12. Tag nach dem Umlarven - ab dem 15. Tag nach der Eiablage - schlüpfen die Königinnen, es ist wichtig, dass die Schlupfkontrolle vorgenommen wird und die leeren Weiselzapfen entfernt werden, nicht dass die Weisel allenfalls nochmals in den Zapfen zurückkehrt. 3 – 5 Tage Kellerhaft nach dem Schlupf sind ideal für ein harmonisierendes Zusammengefüge zwischen junger Königin und Jungbienen vor der Auffuhr. Täglich 1 – 2 mal mit Wasserzerstäuber spritzen und den Raum bei ca. 16 – 18 º C absolut dunkel halten.

Belegstellen 

Belegstellen oder -stationen sind vor dem Zuflug fremder Drohnen weitgehend, bis vollkommen geschützte Standorte, an denen die Begattungsvölkchen zum Zwecke der Verpaarung mit Drohnen der dort vorhandenen Drohnenvölker aufgestellt werden. Die Königinnen der Drohnenvölker (Anzahl je nach Grösse der Belegstation) sind meist eine Gruppe von Geschwistern, deren Muttervolk auf Grund einer Leistungsprüfung gekört wurden. Da die Drohnen aus unbefruchteten Eiern hervorgehen, können die Königinnen der Drohnenvolksippe selbst unkontrolliert gepaart sein. Man unterscheidet zwischen A und B Belegstellen. Da sich die Geschlechtstiere über Entfernungen bis zu 10-12 km entgegenfliegen können, sind Belegstellen nur dann weitgehend paarungssicher, wenn in einem grossen Umkreis die Völker der dort vorhandenen Bienenstände der gleichen Zuchtrasse oder Zuchtlinie angehören. In den verschiedenen Ländern existieren unterschiedliche Zuchtrichtlinien, z. T. auch gesetzliche Bestimmungen zum Schutz von Belegstellen. 

Interne Belegstelle Rohren

Drohnenvölker
Drohnenvölker
Zuchtständer
Zuchtständer

Künstliche Besamung 

Die künstliche Besamung (KB) von Bienenköniginnen ist die sicherste Methode zur kontrollierten Paarung. Im Rahmen der Züchtung sind gezielte Anpaarungen möglich. Bei der Festigung von Vatertiermaterial für Landbelegstellen spielt die KB ebenfalls eine Rolle. Die Mehrfachpaarung in der Natur sollte auch in der KB durch Spermamischung von Drohnen aus mehreren Geschwisterdrohnenvölkern nachempfunden werden, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Die KB wird mit Hilfe eines Besamungsgerätes vorgenommen. In dem Weiselhalter ist die Königin festgelegt und wird mit einer dosierten Menge CO2 in Narkose gehalten. Unter einem Stereomikroskop öffnet man die Scheide der Königin mit zwei kleinen Häckchen und besamt mit Hilfe einer Spritze, auf die zuvor das Drohnensperma aufgenommen wurde. Einen Tag vor der Besamung wird die Königin ca.5 min. narkotisiert. Durch die zweimalige Narkose geht die Königin zügig in Eilage. 

Zusetzer
Zusetzer

Das Zusetzen von Königinnen 

Bei der Weiselaufzucht wie bei der Begattung oder künstlichen Besamung treten Verluste auf. Beim zudem riskanten Einweiseln einer begatteten Königin ist deshalb besondere Sorgfalt geboten. 

Einsetzen in den Kunstschwarm 

Unter den zahlreichen Zusetzmethoden gilt das Kunstschwarmverfahren als besonders sicher. Einen Kunstschwarm stelle ich wie folgt her. In die Kunstschwarmkiste hänge ich einen BeeBoost, wische aus verschiedenen Völkern junge Pflegebienen über den Trichter in die Kunstschwarmkiste ab. Vorgängig wird die Königin im Volk gesucht und während des Abwischens eingesperrt, damit die Sicherheit besteht, dass sie nicht abgefegt wird. Ein Kunstschwarm soll je nach Jahreszeit die nötige Grösse aufweisen. Der Kunstschwarm muss sofort gefüttert werden. Nach 2 Tagen wird die neue Königin im Kunstschwarm eingesetzt und am 3. Tag wird der Kunstschwarm im Magazin einlogiert.  

Einsetzen in ein Volk 

Relativ sicher ist auch das Einsetzen in ein 9 Tage weiselloses Volk. Dem entweiselten Volk werden nach 9 Tagen, wenn alle Brut verdeckelt ist, in Verbindung mit sorgfältiger Kontrolle alle selbst gezogenen Nachschaffungszellen entnommen. Die Königin wird zwecks Geruchskontakt zunächst unter totalem Verschluss im Zusetzer ins Bienevolk gehängt und einen Tag später, unter Futterteigverschluss zugesetzt. 

CH-Kasten

Eine weitere, sichere Methode ist das Zusetzen der Königin mit dem Apidea-Kästchen. Wie vorhin beschrieben nach 9 Tagen wird mittels speziellem Deckbrett (Ausschnitt mit Grösse des Apidea-Kästchen) das Apiea-Kästchen aufgesetzt und zwar wie folgt. Der Boden wird entfernt, zwischen dem Deckbrett und Apidea-Kästchen wird ein mit Honig bestrichenes Zeitungspapier gelegt. Das Kästchen aufgesetzt und nach etwa 3 – 5 Tagen wird kontrolliert, ob die Vereinigung stattgefunden hat. 

gezeichnete Königin
gezeichnete Königin

Zeichnen 

Für die Zuchtdokumentation, um das Alter der Königin zu erkennen, aber auch zum leichteren Auffinden in ihren Völkern werden die geschlüpften Weiseln gezeichnet. Dazu klebt man ihnen ein Plättchen aus Kunststoff auf das Rückenschild. Das Zeichenplättchen enthält eine Nummer und trägt die Farbe des Schlupfjahres. Im fünfjährigen Turnus werden die Weiseln in der Reihenfolge weiss, gelb, rot, grün und blau gezeichnet. Für die Jahresendzahlen 1 und 6 gilt jeweils weiss.